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Mamiya C220

Ich verzichte darauf, technische und geschichtliche Daten dieser Kamera hier wiederzugeben. Das Netz ist voll mit solchen Daten, und jeder, der will, kann sich ausführlich unterrichten. Die Kamera wird schon lange nicht mehr hergestellt und geistert jetzt durch den Gebrauchtmarkt. Sie ist so gediegen und unverwüstlich gebaut, dass man gute Aussichten hat, ein brauchbares Stück zu erwerben. Geladen wird die Kamera mit einem 120er Rollfilm, auf dem 12 Bilder in der Größe 56 x 56 mm Platz haben. Möglich wäre es auch, einen 220er Rollfilm zu verwenden, der 24 Bilder liefert. Allerdings gibt es diesen 220er-Film entweder kaum noch oder gar nicht mehr.

Das Nachfolgemodell der C220 war die C220 f, die sich nur geringfügig von der C220 unterscheidet. Ein kleiner Unterschied hat mir allerdings weh getan. Die Sucherlupe beim Lichtschachtsucher ist für normalsichtige Augen gedacht, was ja auch vernünftig ist. Mit meiner Weitsichtigkeit würde ich eine +1-Lupe brauchen. Die Halterung der Lupe bei der C220 ist vernietet und damit nicht austauschbar. Bei der C220 f ist sie verschraubt und austauschbar. Die +1-Lupe für die C220 f gibt es noch bei Mamiya Deutschland (Stand Januar 2013). Mir bleibt nichts anderes übrig, als eine Lesebrille aufsetzen, um durch die Sucherlupe gut scharfstellen zu können.

Wie ist das Fotografiergefühl mit der Mamiya C220? Wem es nichts ausmacht, ein paar Kilo mit sich herumzuschleppen (mit Zubehör und Wechselobjektiven), und wen die Langsamkeit des Arbeitens mit dieser unglaublichen Kamera nicht stört, der wird mit einem guten Fotografiergefühl belohnt. Die Kamera liegt schwer in der Hand; ein anschraubbarer Handgriff ist sehr zu empfehlen, dann kann man sie noch besser halten und sie lässt sich auch leichter tragen. Ein sattes Klicken beim Auslösen erfreut das Ohr nebst der Gewissheit, dass hier nichts gewackelt hat. Die C220 verträgt lange Belichtungszeiten aus der Hand. Mit einem 180er-Objektiv ist trotzdem die 250stel Sekunde anzuraten, sicher ist sicher. Und wenn man nahe ans Motiv herangeht, ist die Parallaxe zu beachten.

In einem Oehling-Katalog vom März 1995 habe ich folgende Preise für die Wechselobjektive gefunden: Das Weitwinkel 4,5/55 kostete 1359 DM, das Normalobjektiv 2,8/80 war für 739 DM zu haben, das Tele 4,5/135 kostete 929 DM und für das stärkere Tele 4,5/180 musste man 1189 DM hinblättern. Das Gehäuse der C330 S kostete 1398 DM. Wenn man bedenkt, was eine zweiäugige Tele-Rolleiflex mit einem 135er Objektiv gekostet hat, war das Mamiya-Programm preisgünstig. Wer heute versucht, eine Tele-Rolleiflex aufzutreiben, bekommt für das gleiche Geld oder für weniger eine C220 mit vier Objektiven. Den Bildern wird man freilich nicht ansehen, ob sie mit der Tele-Rollei oder mit der C220 + 135er-Tele gemacht wurden. Früher gab es für die Zweiäugigen von Mamiya noch ein 6,3/250er Tele, das dann aber aus dem Programm genommen wurde. Vielleicht war das Bild, das dieses extreme Objektiv auf die Mattscheibe warf, doch zu dunkel.

Mancher mag sich wundern, wieso die Objektive zur C220 (und natürlich auch zur C330, denn es sind dieselben Objektive) so lichtschwach sind. Die Erklärung ist einfach: lichtstärkere Objektive verlangen einen größeren Durchmesser und dann wäre es nicht mehr möglich, zwei Objektive so übereinander zu bauen, dass sie noch Platz haben, um als Wechseloptik zu dienen. Und gerade diese lichtschwachen Objektive liefern eine hervorragende Qualität was Kontrast und Schärfe betrifft.

Vielleicht noch die Bemerkung, dass man vor jedem Auslösen den Verschluss am Objektiv spannen muss. Kostet Zeit und man muss dran denken, aber mir macht es nichts aus, weil ich Zeit habe und dran denke.

Die Abbildung rechts oben zeigt meine Mamiya C220 mit dem Objektivpaar Mamiya-Sekor 1:3,5 f = 65 mm.

Beeindruckend ist das ausgeklügelte System der Mamiya C220 und C330. Da gibt es Streulichtblenden für die einzelnen Objektive, Prismensucher für ein seitenrichtiges Bild (mit der Kamera am Auge), eine Lupeneinstellhaube mit 3,5-facher und 6-facher Vergrößerung des Mattscheibenbilds, einen Porroflexsucher, einen Pistolengriff, einen Handgriff usw. Mit dem sogenannten Paramender – zwischen Stativ und Kamera geschraubt – wird die Parallaxe bei Nahaufnahmen ausgeglichen indem die Kamera so hochgeschoben wird, dass an der Stelle, an der das Sucherobjektiv war, jetzt das Aufnahmeobjektiv ist. Der Balgen kann weit ausgefahren werden, so dass ohne Nahlinsen oder ein extra Balgengerät Nahaufnahmen möglich sind. Und was mich besonders freut: Alles ohne Elektronik und Batterien.

Eine System-Übersicht aus einem Mamiya-Prospekt aus den 80er-Jahren stelle ich Ihnen unten als PDF-Datei zur Verfügung. Wann genau der Prospekt veröffentlicht wurde, weiß ich leider nicht.

Wie immer gilt die Binsenweisheit: Mit der schönsten Kamera kann man schlechte Bilder machen und mit der hässlichsten Kamera gute Bilder.

Sehen Sie sich Fotos an, die ich mit diesem schönen Gerät gemacht habe.

Die Wechselobjektive zur Mamiya C220/C330. Aus einem Mamiya-Prospekt aus den 1980er-Jahren.
C300 S / C220 f System (PDF 260 KB) > Fotos mit der Mamiya C220
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Größenvergleich C220 – Rolleicord (PDF 88 KB)
Prospektseite Mamiya-Objektive (PDF 188 KB)